Zwischenbilanz zum Jahresende – Glas halb voll oder halb leer?

Veröffentlicht von wolfgang.peuker am

Wer das Glas halb voll sieht, ist optimistischer Natur – wer es halb leer sieht, ist pessimistischer Natur. Die einen orientieren sich am Guten, die anderen fürchten das Schlimmste. In etwa dieser Kategorie kann man – je nach Naturell – das zweite Halbjahr des TSV Ehningen in der Landesliga betrachten.

Zum einen hat man den Eindruck gewonnen, dass es zu viele vermeidbare Niederlagen gegen Gegner auf Augenhöhe gab – auch unnötig klar gingen einige Spiele verloren. Das Zusammenwachsen der neu zusammengestellten Mannschaft verlief nicht so reibungslos wie erhofft oder erwartet. In einigen Spielen mangelte es an der notwendigen Kampfkraft, Härte und mannschaftlicher Geschlossenheit. Zu oft ließ man sich innerhalb und außerhalb des Spielfeldes in verbale Scharmützel mit Schiedsrichtern und Gegnern ein – ungeachtet davon, dass man sich nicht alles gefallen lassen muss. Nur vier Mannschaften haben mehr Gegentore kassiert. Soweit die negative Seite der Medaille.

Das Team von Johannes Pfeiffer steht allerdings auf Platz 7 in der Tabelle und liegt damit nur einen Punkt hinter dem Tabellenvierten, der Abstand zur Abstiegszone beträgt immerhin 7 Zähler. Nachdem man lange auf Platz 5 oder 6 lag, konnte man den zwischenzeitlichen Absturz auf Platz 11 wieder abwenden. Die Offensivkraft ist beachtlich, nur zwei Gegner haben mehr Treffer erzielt. In der Fairnesstabelle steht man (Spieler+Bank) immerhin auf Platz 7. Zuletzt hat man mit drei Siegen in Folge 9 Punkte eingefahren mit 10:1 Toren und scheint in die Erfolgsspur abgebogen zu sein. Soweit das eher positiv zu bewertende „Zwischenzeugnis“ – die andere Seite der Medaille.

Wenn man die Presseberichterstattung oder Außenwahrnehmung nimmt bekommt man den Eindruck, dass Sindelfingen (seit einem Trainerwechsel), Maichingen (seit einem Trainerwechsel) und Böblingen (zumeist spektakuläre Begegnungen) wesentlich besser unterwegs sind. Allerdings steht man in Wahrheit nur einen Punkt hinter Sindelfingen und ein ganzes Stück vor den anderen genannten Vereinen. Genauso muss man darauf blicken wo wir herkommen. Natürlich war man in den letzten beiden Spielzeiten mit einem Relegationsplatz und dem 3.Platz sehr erfolgsverwöhnt. Allerdings gibt es für einen Verein wie den TSV Ehningen keinen Automatismus darauf, ganz vorne zu landen.

Bei einer Bewertung gilt es auch zu beachten, dass nach der Neueinteilung in die Staffel 2 der Landesliga, alle ehemaligen Klubs der Staffel 3 nicht ganz wie erwünscht performt haben. Dass es diesen Leistungsunterschied gibt war von niemand erwartet worden – vielleicht ist er aber auch nur eine Momentaufnahme. Allerdings ist auch aufschlussreich, dass hinter Aufsteiger und Tabellenführer Rottenburg alle verbliebenen Teams der Staffel 3 dort vorne stehen – egal wie sie in den Runden davor abgeschnitten haben.

Die Aufgabe der Mannschaft und des Trainerteams wird es also sein, daran zu arbeiten die defensive Stabilität zu stärken, die Resilienz gegenüber Gegnern und Umständen zu erhöhen, das eigene Potential besser auszuschöpfen und Egoismen weitgehend auszuschalten. Vom halbvollen Glas ausgehend kann man bei einer Verbesserung in den genannten Bereichen voller Vorfreude den Spielen im Jahr 2025 entgegen sehen.

Trainer Johannes Pfeiffer zum bisherigen Verlauf der Saison:

„Im großen und ganzen können wir, speziell nach den letzten drei Spielen, mit der Punkte-Ausbeute zufrieden sein. Natürlich haben wir uns das etwas anders vorgestellt. Durch die neu zusammengestellte Staffel mussten alle Kreisvereine Federn lassen und die Ziele neu justieren. Davon blieben auch wir nicht verschont. Wir hatten mit den größten Umbruch aller Vereine in der Liga. Auch das Trainerteam war neu und ohne es jede Woche hervorzukehren, spielt sicher auch eine Rolle, dass wenn man es genau nimmt wir mit die jüngste Mannschaft in der Liga aufs Feld schicken. Ein halbes Dutzend der Kader-Spieler ist im ersten aktiven Jahr, so dass auch das Geduld erfordert.

Natürlich können wir nicht rundum zufrieden sein und es ist klar, dass wir in der Rückrunde noch eine Schippe drauflegen müssen, um uns zu verbessern. Viele Gegner spielen einen betont geradlinigen Fußball, was uns Lehrgeld abverlangt hat. Unser nach mehr spielerischen Lösungen orientiertes Spiel hat uns dabei oft in Konter laufen lassen. Aber auch da haben wir uns entwickelt und sind auf einem guten Weg.

Die Ansprüche mussten etwas angepasst werden, zumal wir einen Kader haben, der aus sehr erfolgsverwöhnten Spielern besteht, die Trainer sind hiervon nicht ausgenommen gewesen. Insofern war es eine besondere Herausforderung für alle, mit negativen Erlebnissen umzugehen.

Wir hoffen die richtigen Lehren aus der Vorrunde gezogen zu haben und uns in der Rückrunde weiter zu stabilisieren sowie konstante Leistungen ohne große Schwankungen aufs Feld zu bringen. Natürlich ist auch eine Voraussetzung, vom Verletzungspech nicht zu sehr gebeutelt zu werden.“

Marcel Sitter fasst für die Spielleitung zusammen „“Mal wieder“ ein größerer Umbruch im Team der ersten Mannschaft. Erneuter Trainerwechsel gepaart mit einigen Zu- sowie Abgängen auf Spielerseite. Dazu noch die Bezirksreform mit einigen unbekannten Teams aus der Staffel 2. Sicher haben sich sowohl Mannschaft, Trainerteam als auch Verein bisschen mehr erhofft. Zum Abschluss des Jahres steht nun Platz 7 mit 1 Punkt Rückstand auf Platz 4. Dank der 3 Siege am Schluss, können wir dann doch relativ zufrieden sein mit dem ersten Halbjahr. Die neue Mannschaft inkl. Trainer mussten sich auch erst noch finden. Wir sehen sehr viel Potential in der jungen Mannschaft und freuen uns bereits auf die Rückrunde. Jetzt gilt es bei allen beteiligten die Akkus wieder aufzuladen um sich dann Ende Januar wieder komplett auf die Vorbereitung konzentrieren zu können.“

Die Zufriedenheit der Verantwortlichen wird auch dadurch unterstrichen, dass die Zusammenarbeit mit Johannes Pfeiffer auch für die Saison 2025/26 verlängert wurde (siehe Meldungen von letzter Woche).